Welchen Namen soll die Adendorfer Grundschule tragen?

29. September 2019
Fraktionsvorsitzender Gunther von Mirbach
Fraktionsvorsitzender Gunther von Mirbach

Der Vorsitzende der CDU/FDP-Gruppe im Rat der Gemeinde Adendorf, Gunther von Mirbach, hat zu dem Antrag, die Grundschule Adendorf in Zukunft „Wolfgang Mirosch Grundschule“ zu nennen, die nachfolgende Rede gehalten. Er spricht sich darin für das Gedenken an Wolfgang Mirosch, der im zarten Alter von sieben Jahren Mordopfer des Nationalsozialismus geworden ist, aus, aber auch dafür, der Grundschule den Namen einer ‚Lichtgestalt‘ zu geben, die bei Beschäftigung mit dieser Person auch Ansporn für die heutigen Schüler sein kann und soll. Jedes Kind ist ein Geschenk Gottes, eine ‚Lichtgestalt‘ ist eine angesehene Person, die das Vorbild vieler ist. In diesem Sinne benannte er Personen des Widerstandes gegen Hitler und den Nationalsozialismus als eine Möglichkeit der Grundschule einen anderen Namen zu geben. Heute weist er ergänzend auf seine Verwandte „Maimi von Mirbach“ hin, die in Potsdam Juden in ihrem Hause versteckte und ihnen zur Flucht verhalf. Dafür wurde sie von der Stadt Potsdam 1995 mit einem Straßennamen und einer Gedenktafel an ihrem Hause geehrt, schon 1981 wurde sie vom Staat Israel als eine „Gerechte unter den Völkern“ in Yad Vashem mit dem Spruch „Wer immer ein Menschenleben rettet, hat damit gleichsam eine ganze Welt gerettet,“ gewürdigt. Gunther von Mirbach, Fraktions-u. Gruppenvorsitzender Adendorf –  Zum Antrag von Markus Graff, die Grundschule Adendorf künftig „Wolfgang Mirosch Grundschule“ zu nennen


Herr Ratsvorsitzender, meine Damen und Herren,

das ist ein sensibles Thema.

Die Lebensgeschichte und das Schicksal dieses Kindes ist uns aufgrund der Forschungsarbeiten von Frau Stankowski und der Arbeit der Schüler/innen und Frau Raykowski bekannt. Wolfgang Mirosch ist durch Verhungernlassen im KZ Auschwitz-Birkenau ermordet worden. Er ist ein Opfer des Nationalsozialismus wie Millionen andere Menschen.

Wir alle verabscheuen das 12jährige Unrechtsregime in Deutschland und schämen uns der Verbrechen, die in deutschem Namen begangen worden sind.

Zur Erinnerung an Wolfgang Mirosch haben wir einen Stolperstein setzen lassen und eine Gedenktafel an der Schule, wo Wolfgang Mirosch wenige Monate gelernt hat, angebracht. Nein, es sind zwei Gedenktafeln. Das ist gut so und eine notwendige und angemessene Art, an ihn zu erinnern.

Welchen Namen soll eine Schule tragen?

Denjenigen des Ortes, wie wir es bisher handhaben, wenn wir nicht mal von der „Weinbergsschule“ oder der „Dorfschule“ zur besseren Ansprache des Standortes sprechen
oder
den einer bedeutenden Person mit oder ohne Bezug zu Adendorf oder schulischem Bezug (Pädagoge)
oder
den einer Person der Zeitgeschichte z.B. Schriftsteller (Wilhelm-Raabe-Schule, Johann-Gottfried Herder oder Angehörigen des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus)

Da fallen mir viele ein:
Bernhard Letterhaus (christl. Gewerkschafter), Julius Leber (SPD-Abgeordneter) oder Ursula Goetze oder Eva-Maria Buch (rote Kapelle) oder Sophie Scholl (Weiße Rose, Kindergärtnerin, Studentin der Biologie und Philosophie), in Lüneburg haben wir eine Alfred-Delp-Straße, in Adendorf eine von-Stauffenberg-Str. (ohne Vornamen, so dass wir allerdings nicht wissen, ob damit Claus oder Berthold gemeint ist). Das sind alles Personen, die eine Leistung erbracht haben. Sie und viele andere eignen sich, um unserer Schule einen Namen und damit ein Gesicht zu geben. Wir möchten, dass der Namensgeber unserer Schule eine ‚Lichtgestalt‘ ist und der Name damit auch bei Beschäftigung mit ihm Ansporn werden kann. Wir möchten nicht, dass die Schule den Namen eines Opfers trägt, angesichts seines Alters war Wolfgang Mirosch natürlich noch nicht in der Lage eine Leistung zu vollbringen.

Wenn wir die Entscheidung treffen – die heute  nicht ansteht -, dass die Schule einen Namensgeber bekommen soll, dann muss zunächst eine Findungskommission, bestehend aus Schulvertretern und dem Schulträger, gebildet werden, die Kriterien festlegt und dann Vorschläge erarbeitet und vorlegt.

Den Antrag, unsere Grundschule „Wolfgang Mirosch Grundschule“ zu nennen, lehnt die CDU/FDP-Gruppe ab.

Gunther von Mirbach, 19.08.2019


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